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  • riffellotti

Ein Loch ist im Eimer Karl-Otto

Ich muss diese Gedanken einfach festhalten, weil sie für mich viel zu wichtig sind, um sie einfach so gehenzulassen.

 

Es ist SO verrückt. Nach fast fünf Jahren tut sich etwas. Nach fast fünf Jahren, bekommt mein Gesicht wieder einen Rahmen – Grenzen, die ich für viereinhalb Jahre gar nicht sehen konnte, weil ich so sehr auf mein Gesicht fixiert war, dass ich die Abwesenheit meiner Haare geradezu fast nicht gemerkt habe.

Gemerkt natürlich schon irgendwie – aber vielleicht bewusst versucht die faktische Haare-Nicht-Haare-Komponente wegzuschieben, um meine Identität nicht davon abhängig zu machen. Was jetzt dabei passiert, ist ganz interessant, denn mein Blick ist nach sehr kurzer Zeit bereits verändert.

 

So hab ich vor einigen Monaten Fotos von mir selbst mit Glatze gesehen und begutachtet, wie mein Gesicht aussieht und anhand dessen die Nahaufnahme beurteilt, ob ich diese nun „schön“ finde oder es lieber doch nochmal eine zweite Aufnahme wird.

 

Jetzt sehe ich Fotos aus den letzten viereinhalb Jahren an – und dabei ist es nicht einmal wichtig, wie aktuell oder alt sie sind – und finde es plötzlich ganz komisch, fast befremdlich, wieviel Platz da plötzlich ist. Dass es eben gerade keine Grenze gibt, die festlegt wo Mimik anfängt oder aufhört.

Mein Fokus hat sich, durch meinen täglichen Blick in den Spiegel, derart verschoben, dass plötzlich ein „Rahmen“ zunehmend an Relevanz für meine eigene Beurteilung gewinnt. Ich hätte zugegebenermaßen nicht gedacht, dass dieses Thema irgendwann wieder so „aufkocht“ oder ein so neues Gesicht bekommt (oder vielleicht eher einen neuen Hinterkopf). Ich hatte in meiner vergangenen Zukunftskreation eher mit einem „Seichterwerden“ der Thematik gerechnet. Mit einer Version, dass es für mich immer irrelevanter wird und ich weiterhin geschickter im Umgang werde. All das möchte ich auch gar nicht ausschließen. Es ist nur eben so, dass sich plötzlich mein Fleckenteppich verändert und ich wieder einmal vor der Herausforderung des Umgangs mit dem Unkonventionellen stehe. Das Unkonventionelle, dass der Abgrenzung zwischen Krankheit und Gewolltem bedarf. Ich weiß nicht, ob die Flecken wandern, tanzen, bleiben gehen oder bunt werden und ich weiß eben auch nicht was dabei für immer bleibt. Aber das ist eigentlich bei allen Dingen im Leben so – die Sicherheit haben wir nie.

 

Was geblieben ist, sind die Bemerkungen von außen. Der Unterschied: Was zuvor die Frage nach der Chemo war, ist nun der Verwunderung über meinen Friseur zum fleckigen Haarschnitt gewidmet.

Was soll ich sagen – Eigenkreation😉

Aber schön zu wissen, dass die Bewertung von außen bleibt – egal ob sich meine eigene verändert oder nicht.

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